terrae nubilus
Mariana Castillo Deball, Catarina de Oliveira, Elise Florenty und Marcel Türkowsky, Raphaël Grisey, Adrià Julià, Renato Leotta, Yves Mettler, André Sousa, kuratiert von Estelle Nabeyrat

ERÖFFNUNG:
Samstag 17 Juni 2017
19 — 21 Uhr

GEÖFFNET:
18 Juni — 30 Juli 2017


Der Mythos der Gründung Roms erzählt das die Stadt auf einer Lichtung gebaut wurde, die man in den dichten silva, den Wald geschlagen hatte: das Fällen und Verbrennen der Bäume war die erste Einschreibung menschlichen Gestaltungswillens in die Landschaft. In seiner konkreten Form, grenzte der Wald die legal-politischen Grenzen der Gerichtsbarkeit Roms von dem Land darüber hinaus ab, der terrae nullius, ein gesetzloses und unbändiges Gebietet bevölkert von barbarischen Stämmen und allen möglichen Ausgestoßenen und Gesetzlosen.” (1)

 

 

André Sousa, Adrià Julià, Mariana Castillo Deball, André Sousa

Das verwandte römische Konzept der terrae nullius (dem Land ohne Besitzer) zeigt wie sich der Mensch die Stadt als sozialen und öffentlichen Raum vorstellte gegenüber der natürlichen Umgebung als ein fremdes und negatives Areal, das es zu nutzen und besetzen galt.

So wurde die Stadtgründung Roms ein grundlegendes Beispiel für den Unterschied zwischen menschlichen und „nicht-menschlichen” Rechten wie es bereits Tavares schrieb.

 

 

André Sousa, Renato Leotta

Als es in der Zeit der großen Entdeckungen zur Doktrin wurde neue Territorien zu besetzen, spielte die terrae nullius eine signifikanten Rolle in der Ausdehnung der westlichen Zivilisation über lokale Politiken und indigene Völker und die natürliche Umwelt. Die Gründung Roms illustriert akkurat die grundlegende Beziehung der Herrschaft die Menschen gegenüber ihren natürlichen Umgebungen stets eingenommen haben, nämlich: eine Beziehung von „dialektischen Oppositionen, zwischen den häuslichen und wilden, den kultivierten und unkultivierten, den künstlichen und natürlichen Räumen.” (1)

 

Adrià Julià

Die Ausstellung terrae nubilus (Land bedeckt von Wolken) schlägt eine Erweiterung dieser Abstraktion des originären Konzeptes hin zu einer konkreten Realität vor, von der Erde bis zum Himmel, die Vielfalt aller Elemente umschließend.

 

André Sousa

Über die westlichen Herrschaft hinausgehend, zeigen die ausgewählten Künstler ein besonderes Interesse gegenüber der natürlichen Umgebung, indem sie die Potentiale ihres eigenen Körpers oder der natürlichen Elemente nutzen um Bilder oder Objekte zu produzieren, die die Natur so nahe wie möglich abbilden (Deball, Julià, Leotta, Sousa), andere Künstler sind besonders an der Beziehung zwischen Menschen, Pflanzen und Tieren interessiert, die durch Konversationsversuche oder Imitation zustande kommt (Florenty & Türkowsky, De Oliveira), an den Spannungen in diesen Beziehungen im Falle einer Naturkatastrophe (Mettler) oder an politischen und sozialen Aspekten wie im Falle der Quilombos in Brasilien (Grisey).

 

Elise Florenty & Marcel Türkowsky

Die Ausstellung verschafft einen Eindruck von der untrennbaren Beziehung zwischen jeglichen menschlichen und tierischem Leben und ihrer Umwelt. Das wachsende Interesse an ökologischen Gegebenheiten in Betracht ziehend, versucht die Ausstellung diese herrschaftliche Beziehung zu ersetzen indem sie die Rolle der Natur rebalanciert.

 

Mariana Castillo Deball

 

Der Anthropologe Eduardo Viveiro de Castro hat erforscht, das dies den Zugang zu einer „perspektivischen” Philosophie eröffnet durch welche wir verstehen lernen, dass jedes natürliche Element ein Hauptakteuer seiner eigenen Kosmogonie ist.

 

Catarina de Oliveira

(1) “In the forest ruins”, Paulo Tavares, e-flux online journal, http://www.e-flux.com/architecture/superhumanity/68688/in-the-forest-ruins/

 

Yves Mettler

 

Raphaël Grisey

 

Die Ausstellung Terrae nubilus umfasst folgende Künstler/innen:

Mariana Castillo Deball, Catarina de Oliveira, Elise Florenty & Marcel Türkowsky, Raphaël Grisey, Adrià Julià, Renato Leotta, Yves Mettler und André Sousa.

Filmprogramm:

29.06.2017, 19 Uhr, NAK: Elise Florenty & Marcel Türkowsky,Conversation with a cactus, 2017, HDV/Super8, 45 min

 

Mit freundlicher Unterstützung durch