Sound Noir
Jacob Kirkegaard / Konrad Smolenski
ERÖFFNUNG:
Samstag 26 September 2015
19 22 Uhr
GEÖFFNET:
27 September
22 November 2015
SOUND NOIR
JACOB KIRKEGAARD // KONRAD SMOLEŃSKI
Der NAK Neuer Aachener Kunstverein freut sich, die Ausstellung Sound Noir der beiden Künstler Jacob Kirkegaard und Konrad Smoleński präsentieren zu können.
Die Ausstellung Sound Noir ist Teil des internationalen Kooperationsprojekts INTERsound, das zwischen den Institutionen ikob – Museum für Gegenwartskunst, Les Brasseurs – Art Contemporain und NAK Neuer Aachener Kunstverein initiiert wurde, um sich auf unterschiedlichen Ebenen dem aktuellen Gebrauch des Mediums Sound innerhalb künstlerischer Zusammenhänge anzunähern. Der sich in dieser Entwicklung verstärkt abzeichnenden Verschränkung von visuellen und auditiven Phänomenen folgt die Ausstellung Sound Noir zugleich anhand zweier neuer Installationen, die jeweils akustische Interpretationen der kulturell wie auch politisch hochkonnotierten Farbe Schwarz entwerfen.
Konrad Smoleński, One Mind in a Million Heads, 2015
So besteht die Installation One Mind in a Million Heads des polnischen Künstlers Konrad Smoleński aus 41 unterschiedlich arrangierten Lautsprecherboxen, die den Ausstellungsraum in einen chaotisch anmutenden Parcours überführen, der den Betrachter zum aktiven Durchstreifen der Szenerie auffordert. Potenziert wird die Erfahrungssituation zugleich durch ein spezifisches Sound-Setting, das – je nach variierender Lautstärke, Ausrichtung der Boxen und Schallüberlagerungen – innerhalb der Objektanordnung akustische Räume generiert, die sich einer distanzierten und rational zuordbaren Rezeption verweigern. In der für Konrad Smoleńskis künstlerisches Vorgehen typischen Weise verknüpfen sich in One Mind in a Million Heads somit nicht nur skulpturale mit klanglichen Elementen zu einem übergreifenden Raumgefüge, sondern im selben Augenblick initiiert die Installation einen ästhetischen Erfahrungskontext, der von Momenten der Desorientierung, Beklemmung und Überwältigung durchdrungen ist. Rufen hierbei bereits die ruinenhaft aufragenden Lautsprecherboxen eine Grundstimmung hervor, die in ihrer Düsterkeit und Unzulänglichkeit etwa an die dystopischen Stadtlandschaften des Film Noirs erinnert, so steht die akustische Wirkkraft der Arbeit für eine noch grundlegendere Assoziationsebene ein. Denn es ist der physisch wie auch mental vereinnahmende Charakter der Soundszenerie, in dem jene ungehemmte Energie erfahrbar wird, durch die musikalische und klangliche Phänomene ein zutiefst psychodynamisches Potenzial entfalten. Und es ist zugleich diese unbändige Energie, die von den frühen Tagen des Rock`n Roll bis hin zu den Strömungen von Punk, Metal und Noise Musik in ihrer Natur dem ungezügelten Schwarz anarchistischer Impulse in nicht unwesentlicher Weise nahesteht.
Jacob Kirkegaard, Untitled (Black Metal Square), 2015
Demgegenüber verhandelt Jacob Kirkegaards Installation Untitled (Black Metal Square) die Farbe Schwarz in seinen kunsthistorischen Bezügen, indem sie sich auf reflexive Weise dem Sujet des Schwarzen Quadrats annähert. 100 Jahre nachdem Kasimir Malewitschs berühmtes Gemälde Schwarzes Quadrat auf weißem Grund (1915) erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, erschließt Jacob Kirkegaard das traditionsreiche Motiv hierbei hinsichtlich seiner akustischen Dimensionen. So besteht seine Arbeit Untitled (Black Metal Square) aus einer frei im Raum hängenden, schwarzen Metallplatte, deren natürliche Schwingungen elektrisch verstärkt und in die Platte rückgekoppelt werden, um auf diese Weise hörbare Eigenresonanzen des Quadrats zu erzeugen. Mit dieser Vorgehensweise folgt Jacob Kirkegaards Installation zugleich einer tieferliegenden Logik des Schwarzen Quadrats, die Kasimir Malewitsch wie folgt ausformulierte: „Es ist aus dem Nichts, in dem Nichts, aus dem die wahre Bewegung des Seins beginnt”. Für diese rätselhafte Leere lassen sich fortführende Hinweise ebenfalls in der 1617 angefertigten Zeichnung des englischen Philosophen Robert Fludd verfolgen, in der die Kanten des Schwarzen Quadrats mit den Worten „et sic in infinitum” versehen sind und somit einen sinnsprüchlichen Zusammenhang zwischen dem Nichts und der Unendlichkeit markieren. Auf paradoxe Weise scheint sich die Erfahrung der totalen Abwesenheit dabei zugleich in die Allgegenwart eines potenziellen, noch ausstehenden Universums zu verkehren. Doch loteten die künstlerischen Strömungen der letzten Jahrhunderte dieses mystische Potenzial des Schwarzen Quadrats vordringlich in seinen Eigenschaften als visuelles Phänomen aus, so vermag Jacob Kirkegaards Untitled (Black Metal Square) nun eine neue Frage aufzuwerfen: Denn was wäre es, das wir hören könnten, würden wir uns leibhaftig in ein solch metaphysisches Schwarz begeben?