Ghost Light
Thomas Dozol

ERÖFFNUNG:
Samstag 3 Juli 2021
18 — 23 Uhr

GEÖFFNET:
4 Juli — 5 September 2021

Thomas Dozol – Ghost Light

Eröffnung: 03. Juli 2021, 17 – 22 Uhr
Laufzeit: 04. Juli – 05. September 2021

Der NAK Neuer Aachener Kunstverein freut sich, Ghost Light zu präsentieren, die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers Thomas Dozol.


Ghost Light
ist eine künstlerische und analytische Erkundung der Auswirkungen des Smartphones auf unsere Erfahrung der Welt, dessen, was wir von unserer vernetzten Umgebung erwarten, und der Art und Weise, wie wir damit umgehen, was wir über unser On- und Offline-Selbst preisgeben – oder verbergen.

Die ständige Erreichbarkeit und Bequemlichkeit, die die Geräte bieten, die in den zehn Jahren seit der Veröffentlichung des ersten iPhones unser Leben nach innen und außen bestimmt haben, werfen kritische Fragen nach Verlust und Gewinn auf. In dem Maße, in dem sich das Smartphone als Erweiterung des Selbst verfestigt hat – als Mittel zur Erfüllung angesichts einer anhaltenden und aufkommenden Bedrohung durch empfundene Leere – müssen wir uns damit auseinandersetzen, was es bedeutet, in der Welt nicht nur als Subjekte zu agieren, sondern auch als Erzeuger von Daten und vermarktbaren Inhalten. Dozols künstlerische Strategie konfrontiert diese Realität mit einer Kombination aus analogen Bilddrucktechniken sowie dreidimensionalen Installationen, um den Fragen, die die entmaterialisierte Erfahrung aufwirft, eine integrierte, physische Form zu geben. Durch neue und ortsspezifische Arbeiten lässt sich Dozol auf einen Dialog des (Miss-)Verständnisses ein, die Spannung zwischen neuen Technologien und vertrauten Medien nutzend, um die Konsequenzen ihrer Interaktion zu erkunden.

Die titelgebende Installation Ghost Light, die im Obergeschoss des NAK präsentiert wird, übersetzt die Daten, die durch die Überwachung der eigenen Telefonnutzung des Künstlers gesammelt wurden, in eine zeitlich begrenzte Licht- und Klanginstallation. Die zentrale Arbeit besteht aus freistehenden Lampen, die in einem abgedunkelten Raum installiert sind, und beinhaltet eine Audiokomponente, die in Zusammenarbeit mit dem britischen Musiker Matthew Barnes – auch bekannt als Forest Swords – entstanden ist. Dieser schuf eine Klanglandschaft, die die Geräusche von Dozols Telefon als Rohmaterial verwendet und die der raumfüllenden Armee von Lichtern, eine immersive akustische Komponente hinzufügt.

Im unteren Stockwerk des Kunstvereins ist In Plain Sight ausgestellt, eine Siebdruckserie, die versucht, das zeitgenössisches Phänomen des Nachrichtenkonsums zu interpretieren. In einem Zeitalter, in dem ein einziges, tragbares Gerät ein breites Spektrum an Medien liefert – in dem dasselbe hintergrundbeleuchtete Rechteck der Bote sowohl für Promi-Klatsch als auch für harte globale Nachrichten ist, die alle in Millisekunden überflogen werden – verschwimmt der Inhalt. Die Bedeutung der vermittelten und konsumierten Informationen wird von der Materialität der Quelle abgekoppelt. Die Autorität des Schwarz-Weiß-Drucks wird in die gleich leuchtende visuelle Medienlandschaft des Tablets eingeebnet, während die Feeds verschmelzen und Zeitlichkeit und Dringlichkeit im konstanten Scrollen der unentzifferbaren Gegenwart ausradiert werden. Algorithmisch ausgewählte Inhalte mit ihrer Vielzahl an vorgeschlagenen Links dezimieren jeden Sinn für Chronologie. Inmitten dieser Phänomene appelliert In Plain Sight an die Klarheit und Widersprüchlichkeit, zu der die mobile Technologie einlädt. Jede einzelne Arbeit der Serie ist mit dem Veröffentlichungsdatum einer neuen Version des iPhones verknüpft, zeitlich markiert durch die Überlagerung von datierten Seiten etablierter Publikationen wie US Weekly und The New York Times – Medien, die als Stellvertreter für die austauschbare Natur von Nachrichten und Unterhaltung im digitalen Zeitalter dienen. Indem er Bilder mit Titelseiten sowohl von amerikanischen Boulevardzeitungen als auch von kritischen journalistischen Publikationen überdruckt, hinterfragt Dozol gezielt die Äquivalenzen und Heucheleien des Medienkonsums des 21. Jahrhunderts.

Das narzisstische Verhalten der Instagram-Ära – verkörpert durch das Selfie – wird in einer Gruppierung von Arbeiten auf Spiegeln untersucht. Looking back at me to see me looking back at me to see me looking back at me (pretty) und Looking back at me to see me looking back at me to see me looking back at me (masc) ist ein Diptychon von Spiegelkabinetten, die auf die durch In Plain Sight zum Ausdruck gebrachte Sichtweise auf den Nachrichtenkonsum als Unterhaltung reagieren. Die Spiegel sind scheinbar in die Wand eingelassen und man würde versuchen sein Telefon davor in verschiedenen Winkeln zu halten, um Selfies zu machen, wobei die meiste Spiegeloberfläche von einer Mischung aus Seiten aus dem Mueller Report und Screengrabs aus Kim Kardashians endlosem Instagram-Feed zur Zeit der Erstellung des Berichts verdeckt werden.

In Self-help, Balenciaga, etc… bilden Schlagworte, die dem Künstler über die zielgerichteten Werbealgorithmen von Instagram zugewiesen wurden, die Grundlage für Selbstporträts. Die Schärfe und Unmittelbarkeit der gespiegelten Reflexion wird durch Text unterbrochen – “Inhalt”, der eigentlich enthüllen soll, letztlich aber verdeckend und überladen wirkt. All diese verspiegelten Arbeiten verleiten den Betrachter dazu, ein Selfie in der reflektierenden Oberfläche der Kunstwerke zu machen, um dann genau diesen Impuls zunichtezumachen und final zu vereiteln.

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