ˈkoun(t)ərˌpoint
Arthur Löwen
ERÖFFNUNG:
Samstag 5 November 2022
19 23 Uhr
GEÖFFNET:
6 November
4 Dezember 2022
Eröffnung: 05. November 2022, 19 Uhr
Laufzeit: 06. November – 04. Dezember 2022
Begrüßung: Dr. Werner Dohmen, Vorstandsvorsitzender NAK
Einführung: Maurice Funken, Direktor NAK
Der NAK Neuer Aachener Kunstverein freut sich die Einzelausstellung ˈkoun(t)ərˌpoint von Arthur Löwen präsentieren zu dürfen. Löwen zeigt in Aachen neue Werke, welche für die Sammlergruppe der TWODO Collection entstanden sind. Die Ausstellung ist vom 06. November bis zum 04. Dezember 2022 im NAK zu sehen.
Arthur Löwens Bilder durchlaufen im Entstehungsprozess verschiedene Phasen, die immer auch die Herstellung von Malerei als Formation thematisieren. So hat Löwen ein individuelles malerisches Setting entwickelt, welches seine künstlerische Praxis gleichermaßen vorantreibt, als auch auf produktive Weise zu begrenzen vermag.
Die stetige Wiederholung des Prozedere schreibt der Künstler in Variationen fort und gibt damit der künstlerischen Auseinandersetzung einen technischen Rahmen.
So trägt der Künstler auf der Vorderseite der Leinwand dünne Farblagen auf, die von einer letzten kontrastierenden Schicht bedeckt werden. Während diese noch feucht ist legt er den Bildträger auf ein saugfähiges Tuch. Die ihm zugewandte Rückseite der Leinwand wird nun zum parallelen Spielfeld der Bildherstellung.
Bewusst eingesetzte malerische Gesten lassen sich auf der Vorderseite der Leinwand aufspüren: Abdrücke verweisen auf Körperlichkeit, ein geworfener „Monoblock” zeugt von Dynamik und Richtung, die zufällige Setzung ist Absicht, die Faltung des abgedrückten Tuchs ist sorgsam gewählt. Zudem erhält Löwens Name in Spiegelschrift Einzug auf der Leinwand, welcher mittels schwungvoller Linie als abstraktes Zeichen übersetzt wird und dabei keineswegs als Signatur zu verstehen ist. Dies kann auch als kritischer Verweis auf die Idee der Autorschaft und damit auch auf die gängigen Prinzipien und die Geschichtsschreibung der Malerei verstanden werden.
Schrift, Geste, Abdruck: die Bilder reflektieren sich selbst in ihrer Entstehung. Der Künstler zeigt so den Akt des Malens in seinen Komponenten auf. Arthur Löwens Malerei ist bestimmt von zeichenhaften Spuren, welche die Frage nach Bedeutung und Nichtbedeutung verhandeln.
So auch in der neuen Serie Variation, die Löwen im Kunstverein zeigt. Darin zieht der Künstler den aus der Musik stammenden Begriff „Counterpoint”, also Kontrapunkt, als malerische Referenz heran. Der Kontrapunkt beschreibt eine spezielle Kompositionstechnik, die als Gegenstimme einer vorhandenen Tonfolge gegenübertritt und als ästhetische Konstruktion gleichzeitig wahrgenommen wird. Der über Jahrhunderte gewachsenen Analogie von Musik und Malerei folgend – man denke nur an die Begrifflichkeit des Farbtons oder der Klangfarbe – überträgt Löwen diese Technik der Gegenüberstellung auf seine malerischen Werke. Wie zwei eigenständige Melodien, die gleichzeitig gespielt werden, finden auch in Löwens Bildern unterschiedliche malerische Konzepte auf derselben Bildfläche Platz, getrennt durch eine klare Teilung in der Bildmitte. Dabei folgt der obere Bildteil dem von Löwen etablierten Prozedere seines künstlerischen Index und schafft so die stets variable, aber dennoch charakteristische Struktur. Dem begegnet im unteren Bildteil die Malerei als Gegenstimme – eine Textur, die fließend, scheinbar keinen Regeln folgend, einen neuen Raum der Möglichkeiten eröffnet, oder manchmal auch dem Zufall überlassen, die Öffnung sucht.
Darüber hinaus lässt sich die Idee des Kontrapunkts auch im Ausstellungskonzept wiederfinden: zu jedem in den Arbeiten gesehenen Negativabdruck lässt sich ein Positiv zuordnen, das in Leinen- und Baumwolltüchern gespeichert ist. Die Tücher referieren partiell auf den Entstehungsprozess und kommen somit einem Archiv gleich, das hier im Ausstellungsraum Platz findet.
Mit den kleinformatigen Arbeiten der Serie Portraits rundet Löwen die TWODO Präsentation ab. Die Werke sind in der Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Roman Die Ermordung des Commendatore von Haruki Murakami entstanden; die Geschichte erzählt unter anderem von der (Un)Fähigkeit eines Malers, „den Mann ohne Gesicht” zu porträtieren. Die Portraits zeugen abermals vom Interesse Arthur Löwens multidisziplinäre, intellektuelle Referenzen in sein eigenes Schaffen einzubeziehen.
Arthur Löwen (* 1987 in Orsk) studierte an der Kunsthochschule Mainz bei Winfried Virnich und an der Universität der Künste Braunschweig bei Walter Dahn. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
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