Autistic Disco
Lars Eidinger

ERÖFFNUNG:
Samstag 22 Juni 2019
19 — 23 Uhr

GEÖFFNET:
23 Juni — 11 August 2019

 

Lars Eidinger ist sein eigenes Gegenteil.” – John Bock

Der NAK Neuer Aachener Kunstverein freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung von Lars Eidinger unter dem Titel Autistic Disco präsentieren zu dürfen. Für die Ausstellung im Kunstverein wird Eidinger interdisziplinär neue Videoarbeiten realisieren und installativ in Szene setzen sowie Fotografien und eine Skulptur zeigen.

 

Lars Eidinger ist fasziniert von Widersprüchen. Seine Videoclips sind als visualisierte Oxymora gedacht. Er bezeichnet diese Sequenzen als immanente Transzendenz. „Die Widersprüche sind unsere Hoffnung“, sagte Bertolt Brecht einmal, und das wurde zum Credo von Lars Eidinger. Er betrachtet ein Paradoxon nicht als das Ende eines Gedankens, sondern als Anfang, der Räume öffnet und eine Reibung erzeugt, die eine Energie freisetzt, aus der man kreativ schöpfen kann.

 

Lars Eidinger zeigt die Welt, wie sie ist. Sein Kommentar ist allein seine Perspektive. Seine Protagonisten sind aus der Welt gefallen. Sie sind gemeinsam einsam. Autistic Disco beschreibt dieses gesellschaftliche Phänomen der Störung im wechselseitigen sozialen Umgang und Austausch miteinander. Autismus ist hier nicht im pathologischen Sinn zu verstehen, sondern vielmehr wie bei Sigmund Freud, der „Autismus” annähernd mit „Narzissmus” gleichsetzte.

 

Für Lars Eidinger stellt ein Foto nicht das Leben dar, sondern den Tod. Der Moment, in dem es aufgenommen wurde, ist bereits vergangen. Der Versuch, das Leben festzuhalten, offenbart einen morbiden Charme und widerspricht der Dynamik des Lebens. Es ist wie der Unterschied zwischen dem Verschenken einer Topfpflanze und Schnittblumen. Die Schönheit von Schnittblumen liegt darin, dass sie beim Überreichen bereits tot sind. Vollendete Vergangenheit. Ein Memento mori.

 

Es spiegeln sich Themen der Absurdität, Eitelkeit und Nichtigkeit des menschlichen Verhaltens pointiert in Eidingers Werk. Es geht um die Nebenwirkungen von Zivilisation, um den Rückschritt im Fortschritt und die sublime Poesie und Schönheit darin. Die Vergangenheit der Zukunft ist der Moment. Und der Moment selbst ein Paradoxon – denn die Zeit ist im Fluss und steht nicht still. Die Idee des „Jetzt” degradiert die Romantik zur Utopie und beschreibt das Phänomen der Präsenz.

 

Lars Eidinger (*1976 in Berlin) ist ein deutscher Theater- und Filmschauspieler und Regisseur. Der Grimme-Preisträger gehört zum festen Ensemble der Berliner Schaubühne. Er arbeitet ebenfalls als Musiker, DJ und bildender Künstler, etwa in Kollaborationen mit John Bock oder Juergen Teller.

 

Mit freundlicher Unterstützung durch


Fotos: NAK Neuer Aachener Kunstverein