JAQUES CHARLIER
ERÖFFNUNG:
Samstag 27 September 2003
20 Uhr
GEÖFFNET:
28 September
23 November 2003
Wir freuen uns, in diesem Herbst Jacques Charlier vorstellen zu können, der in seiner Heimat Belgien zu den bedeutenden Persönlichkeiten in der zeitgenössischen Kunst zählt, in der deutschen Kunstszene hingegen kaum bekannt ist. Der NAK realisiert erstmalig in Deutschland eine umfassende Einzelausstellung des 1939 geborenen, in Liège/Luik/Lüttich lebenden Künstlers, dem erst kürzlich eine große Schau im S.M.A.K. in Gent (2002/2003) gewidmet war. Im NAK ist retrospektiv und aktuell außerordentlich spannendes Projekt entstanden. Medial und zeitlich geordnete ‚Sektionen’ enthalten u.a. frühe Dokumente aus der aktionistischen Zeit der späten sechziger Jahre, Karikaturen, Zeichnungen, Installationen und Gemälde und stellen die gesamte Bandbreite von Charliers Œuvre dar.
Der Ausstellungstitel ‚The Belgian Effect’ ist bewusst plakativ und provokativ gewählt. Denn es handelt sich um ein Werk, das einmal mehr, wie in den ähnlichen Fällen James Ensor, René Magritte oder Marcel Broodthaers, nach der belgischen Mentalität als einer charakterisch vermuteten und fast mythisch gehandelten Denk- und Wahrnehmungsart belgischer Kunst fragen lässt. Bemerkenswert ist, dass in Charliers Werk direkte Parallelen bzw. künstlerische Zeitzusammenhänge vor Augen treten, welche bei Earth Art und Non-Site-Dokumentationen in den späten 1960er Jahren beginnen, die Entwicklung von Appropriation Art in den 1970er und 1980er Jahren sowie das Crossover zur Musik betreffen und durch die Dekaden hindurch bis heute Fragestellungen zur Idolatrie von Autorenschaft und Originalität in der künstlerischen Moderne aufwerfen. Jacques Charlier stellt sich hierbei in der künstlerischen Selbstreflexion der letzten 35 Jahre als ein aktionistischer und ironischer Part dar, zudem als genialer Maler und begnadeter Vertreter beinahe aller malerischen Stile. Diese Qualität führte beispielsweise im Jahr 1988 zu einer vermeintlichen Gruppenausstellung internationaler Kunst der 50er Jahre, welche in der Galerie des Beaux-Arts Galerij in Brüssel ihren Ort hatte und von vielen Besuchern nicht als malerisches Projekt Charliers, sondern als Kollektion vorzüglicher, fast vergessener Œuvres der damaligen Zeit wahrgenommen wurde.
Die Ausstellung im NAK folgt auch den “kulturethnologischen” Reflexionen in Charliers Werk. Gezeigt wird eine neue Werkserie von Gemälden berühmter Belgier, darunter ein Portrait des belgischen Action-Schauspielers Jean-Claude van Damme. Desweiteren die aktuellen Strandbilder Charliers, deren Motive als Billboards im Rahmen der Triennale für zeitgenössische Kunst am Meer ‚2003 Beaufort’ an der belgischen Nordseeküste in Wenduine zu sehen waren: es sind Handlungsanweisungen für den Touristen der insbesondere von Rheinländern geliebten belgischen Strände von Knokke oder Oostende.
Zum Konzept des Künstlers gehört ebenfalls Werbung in Form einer breitenwirksamen Gratis-Zeitschrift. Wie zuvor das S.MA.K. Gent, IKOB Eupen und Casino Luxembourg, hat auch der NAK eine Sonderausgabe als Beilage der lokalen Zeitschrift “Movie” produziert: ein “Movie Speciale”, welches am 27. September in einer Auflage von rund 25.000 Exemplaren erschienen ist.