CORINNE WASMUTH THOMAS ROPPELT
GEÖFFNET:
18 März
6 Mai 2001
Der NAK hat Corinne Wasmuth, eine der renommiertesten jungen Malerinnen in Deutschland, zu einem Soloprojekt eingeladen. Gezeigt werden großformatige Gemälde, die in den Jahren 1998 bis 2001 entstanden sind. Sie geben einen Blick auf neue malerische Bildräume.
Wasmuth, geboren 1964 in Dortmund, aufgewachsen in Buenos Aires, Argentinien, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, wurde 1988 Meisterschülerin von Alfonso Hüppi und mit ihrer ersten Ausstellung in der Kölner Galerie Johnen & Schöttle im Jahr 1991 sowie der gleichjährigen Trägerschaft des Peter Mertes-Stipendiums, Bonn als Malerin von bio- logischen Detailstrukturen bekannt. Ihre Gemälde erregten Aufsehen, weil sie elementare Figurationen darstellten und ihre Betrachter in den Sog von mikroskopischer Wahrnehmung zogen. Sehr schnell wurde eine außergewöhnliche Form der Bildfindung sichtbar – und ebenso ein eklatanter Widerstand gegen die gestische oder abstrakte Bestimmtheit von zeitgenössischer Malerei. Wasmuhts meist enorm großformatige und entsprechend kraftvolle Deklarationen wurden sehr schnell von privaten und öffentlichen Sammlern erkannt, sie befinden sich heute in bedeutenden Kollektionen der Gegenwartskunst, doch erstaunlicherweise gab es in den inzwischen zehn Jahren ihrer Öffentlichkeit keine Einzelausstellung außerhalb von Galerien, d.h. keine konzentrierte Anschauung dieses Ansatzes in Museen, Kunsthallen oder -vereinen. Somit ist ihr Projekt im NAK eine Premiere.
Die Entwicklung von Wasmuths Malerei hat in den vergangenen Jahren spannende neue Dimensionen gewonnen. Dies wurde erstmalig sichtbar in ihren Bildern von architektonischen Räumen (1999) und insbesondere in dem Gemälde “Ohne Titel (Astronauten)”, das 1999/1999 in der Ausstellung “Damenwahl” in der Kunsthalle Bremen zu sehen war. Es wurde erkennbar, dass Wahrnehmungsräume und -archive das eigentliche Sujet von Wasmuths Malerei ist. Entsprechend treffend war die von ihr getroffene (zwei Jahre zuvor entschiedene) Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Künstler Jason Rhoades in der Kunsthalle Bremen: Wasmuth lud einen Künstler ein, der all jene Motive real installativ einsetzt, die sie im Medium der Malerei behandelt: jenen Übergang von Realwelt in Traumwelt, von Gegenstand in Kosmos, der heute so suggestiv wirkt.
Wasmuths Gemälde sind malerische Formationen dieser Ebenen, agieren damit auch in jener Sphäre, die prinzipiell malerisch war, lange Tradition hat und gerade aus diesem Grund scheinbar anmaßend ist. Die medialisierte Wahrnehmung unserer Gegenwart wird zu einem spannenden Gegenüber bzw. neuen Kontext für das Medium. Mit “Ohne Titel (Astronauten)”1998/1999, “Ohne Titel (Tunnel)” 2000/2001 und “Ohne Titel (Gewalt)” 2001 dringen Menschen in den Bildraum. Es entsteht ein fiktiv realer Raum, der die Betrachter förmlich hineingleiten lässt. Zudem wird das Ausmaß von Wasmuths Referenzen und Bildarchiven sichtbar. Es geht aus der Konstellation dieser neuen Bildräume hervor, die einem visuellen Sampling gleicht – und bisweilen auf die Visualität von Videoclips referiert. Erstmalig wird Corinne Wasmuth denn auch im NAK Materialcollagen, digitale Bilder und Skizzen in die Präsentation ihrer Gemälde integrieren.
Parallel im Schauraum:
Thomas Roppelt
HYPERLOOP
Starnet Communications
2001
Laser-Sound-Installation
Gastkurator: Gregor Jansen, Mehrwert e.V.
Obwohl Thomas Roppelt (*1964) – wie Corinne Wasmuth auch – in der Klasse Hüppi an der Düsseldorfer Kunstakademie, später auch der Kölner Kunsthochschule für Medien studierte, ist sein Problemfeld ein völlig anderes. Er arbeitet im Bereich Rauminstallation mit verblüffend einfachen Mitteln, deren Theorie aus der Kybernetik stammt und deren Wirkung physisch enorm eindrucksvoll ist.
Im Schauraum des Neuen Aachener Kunstvereins wird er eine computergesteuerte Laserlichtarbeit mit dem Titel HYPERLOOP installieren, die mit Ton gekoppelt den Betrachter in eine maschinell anmutende, doch rein ästhetisch funktionierende Atmosphäre eintauchen lässt: “Durch geloopte Sequenzen wechselnder Spannungsimpulse werden 2 Laserstrahlen im Kreis gelenkt. Dieselben Impulse werden direkt auf Lautsprecher gelegt und erzeugen einen Beat im Winkelschritt der wandernden Strahlen. Die Leuchtpunkte beschreiben zwei Kreise, deren Zentren an einer Wand liegen; abgebremst und wieder beschleunigt, markiert durch Maschine und Rhythmik. Die Wahrnehmung des Betrachters ist diejenige einer Erfahrung des Zusammenhangs des “Was” der Sinnerzeugung mit dem jeweiligen “Wie” seiner Bedeutungseffekte: Beobachtung und Erfahrung verschmelzen zur Vollständigkeit, in der konkreter Inhalt und sinnliche Gewissheit sich gegenseitig ausüben.” (Thomas Roppelt)
Die Technik und präzisen Justagearbeiten werden erst nach genauer Analyse der völlig transparenten und effektfreien, doch absolut effektvollen Kombination aus getaktetem Licht und Ton erkannt: ein Appell an den musikästhetischen Sensitivismus des Besuchers. Letztlich vermittelt Roppelt nichts anders als die rhythmischen Impulse von Regel-/Stromkreisen, in denen das Konzept der “Wunschmaschine” aufscheint.