STEPHAN BALKENHOL UND THADDÄUS HÜPPI
ERÖFFNUNG:
Samstag 1 Februar 1997
20 Uhr
GEÖFFNET:
2 Februar
23 März 1997
Die Ausstellung von Stephan Balkenhol und Thaddäus Hüppi im Neuen Aachener Kunstverein NAK ist die fünfte Station der Ausstellungsreihe „Zuspiel”, die zur Zeit auf Initiative des Siemens-Kulturprogramms in verschiedenen deutschen Kunstvereinen und Museen stattfindet. „Zuspiel” ist eine besondere Idee von Gemeinschaftsausstellungen. Matthias Winzen, der Kurator dieser Reihe, wählt für jede Ausstellung zwei Künstler aus, die verschiedene Generationen in der aktuellen Gegenwartskunst repräsentieren: die Künstlerbesetzung, ist jeweils unterschiedlich, doch wird jede Ausstellung von zwei Künstlern oder Künstlerinnen bestritten, die miteinander in Dialog treten, sich gegenseitig „zuspielen”.
Für das Zuspiel in Aachen wurden nun Stephan Balkenhol und Thaddäus Hüppi eingeladen.
Beide Künstler befassen sich mit dem Thema der Figur, und beide nutzen Holz als ihr bevorzugtes Material, wenn auch sehr unterschiedlich. Während Balkenhol seine Figuren aus massiven Stämmen herausarbeitet und zu körperhaften Volumen formt, folgen Hüppis zergliederte Gestalten dem Wuchs von Ästen und Zweigen in genauso heitere wie abgründige Schwerelosigkeit. Stephan Balkenhol hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der national und international gefragtesten Bildhauer entwickelt. Er hatte vielbeachtete Ausstellungen, etwa bei der Johannesburg-Biennale 1995 in Südafrika oder im Hishhorn Museum and Sculpture Garden in Washington 1995/6, und erhielt bedeutende öffentliche Aufträge. Seine Hinwendung zur statuarisch stillen Figur und zur Tierskulptur markierte einen Bruch mit den konzeptuellen Gewißheiten der sechziger und siebziger Jahre: „als wir studiert haben, war es ja regelrecht verpönt, figürlich zu arbeiten. Es ging mir aber um eine Skulptur/Figur, die nicht als Medium für eine Botschaft fungiert, sondern die einfach nur „Figur” ist.”
Nachdem die „unterbrochene Tradition” (Balkenhol) des menschlichen Figurenbildnisses in den letzten fünfzehn Jahren wieder so erfolgreich in ihr Recht gesetzt wude, ist das Thema für die nachfolgende Künstlergeneration keineswegs uninteressant geworden. Allerdings führen junge Künstler wie Thaddäus Hüppi dieses Thema nicht als unbefragte Selbstverständlichkeit fort. In Hüppis Figurengestaltung mischt sich stets ein – gemessen an den Hauptwegen der Gegenwartskunst - abwegiges, dissidentes Interesse an Comic und Folklore, an der Direktheit des Banalen und an der ambivalenten Heiterkeit des Bunten. Angesichts der Gestaltung aus gespinsthaften dünnen Ästen mit ihren ausdauernd lächelnden Gesichtern kann sich der Betrachter fragen, ob hier ein Bastler die alte Welt der Kobolde und Hausgeister beschwört oder ob hier jemand die Formüberzeugung und Theoriegebote von Moderne und Postmoderne ungerührt vor die Wand fahren läßt.
Idee der „Zuspiel”-Reihe ist es, dass zwei Positionen aufeinandertreffen und aus dem Kontakt ein gemeinsames Ausstellungskonzept entsteht. Stephan Balkenhol und Thaddäus Hüppi haben einen gemeinsamen Raum für ihre Skulpturen entworfen. Es wird ein spezielles Ambiente im Kunstverein herrschen, wenn ihr „Zuspiel” stattfindet…